Wie und Warum
Die Rekonstruktion von durch Krieg und Katastrophen zerstörten Bauwerken, die die Identität, die Geschichte und Kultur einer Region spiegelten, ist durch alle Zeiten überall auf der Welt immer wieder praktiziert worden. Rekonstruktionen sind eine vollkommen legitime, übrigens auch künstlerisch anspruchsvolle Bauaufgabe, die Forschung, Wissenschaft und Kreativität erfordert.
Überall in Europa sind nach zwei Weltkriegen Baudenkmäler wieder aufgebaut worden. Gerade in Deutschland, dass durch Bombenkrieg und die Flächenabrisse danach niemals in der Geschichte vorher gekannte Verluste an architektonischen Geschichtszeugnissen und dadurch einen gravierenden Identitätsverlust erlitt, sind in den Städten die meisten „historischen“ Monumentalbauten Rekonstruktionen. Nach dem weltweit beachteten Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche ist endgültig klar geworden, dass auch 50 Jahre nach der Zerstörung ein Wiederaufbau gelingen kann.
Das Potsdamer Stadtschloss gehört zu den am besten dokumentierten untergegangenen Bauwerken in Deutschland. Zeichnungen aus der Erbauungszeit, Schriftzeugnisse, Inventare und Bauunterhaltsakten durch die Jahrhunderte, Fassadenaufmasse und Photographien von einzigartiger Exaktheit seit dem 19. Jahrhundert belegen auf das Genaueste das Aussehen des Gebäudes. Schließlich wurden nach Zerstörung und vor dem Abriss tausende von Originalteilen geborgen und verwahrt, so dass zu allen Formbestandteilen der Fassaden beispielhafte Stücke als Matrix bereitstehen.
Ein Wiederaufbau ist vollkommen seriös möglich. Bei einer Vortragsveranstaltung in Potsdam sagte die Chefarchitektin des Warschauer Königsschlosses, das ab 1982 mit Spenden des polnischen Volkes innen wie außen aus dem Nichts wieder aufgebaut wurde: „Wir wären glücklich gewesen, eine derartig gute Ausgangslage wie in Potsdam zu haben!“