Geschichte

Das Potsdamer Stadtschloss war für Potsdam der eigentliche Anfang. Es war Ausgangspunkt, Herz und Mitte nicht nur der Stadt, auch des ganzen „Gesamtkunstwerks“ Potsdam von Stadt, Schlössern und Gärten und der umgebenden reizvollen Landschaft. In kaum einem anderen Bauwerk in Brandenburg ist so viel Geschichte geschrieben worden, kaum ein anderes Gebäude hatte derartig viele prominente Besucher. Hier wurde das Toleranzedikt von Potsdam 1685 verkündet, hier die Allgemeine Schulpflicht erstmalig in Europa eingeführt, hier wurde erstmalig in Deutschland die Folter und die Pressezensur abgeschafft.

Sogar die Geschichte der USA ist mit dem Potsdamer Stadtschloss verbunden, weil Friedrich der Große hier die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten als erste europäische Macht anerkannte. Zuvor hatte er einen der fähigsten jungen Offiziere seiner Potsdamer Garnison in die Neue Welt ziehen lassen: Friedrich Wilhelm von Steuben.

Das Potsdamer Stadtschloss ist in allen Standardwerken zur Architektur des 18. Jahrhunderts verzeichnet. Es war ein Spitzenwerk des europäischen Rokoko und bis ins kleinste Detail ein genau durchkomponiertes harmonisches Denkmal der europäischen Hochkultur. Seine Fassaden und der reiche Skulpturenschmuck waren nicht nur zeitlos schön, sie waren ein Appell für die Bildung aus  dem Wissen um die Natur des Menschen und eine Mahnung an die Herrschenden: Maßhalten.

Das Areal des Stadtschlosses liegt auf uraltem menschlichem Siedlungsgebiet. Im 13. Jahrhundert entwickelte sich zum Schutz des Havelübergangs eine Burganlage, im 16. Jahrhundert entstand erstmals ein Schloss als Witwensitz für die Kurfürstin Anna von Brandenburg.

Die eigentliche Geschichte des  Potsdamer Stadtschlosses beginnt mit der Entscheidung Friedrich Wilhelms, des Großen Kurfürsten von Brandenburg, ab 1660 den Aufbau einer Residenz zu beginnen. Für Sohn und Nachfolger, den ersten König in Preußen entstand 1700 das Fortunaportal als in Deutschland einzigartiger Hauptzugang in den Schlosshof.

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Zwischen 1744 und 1753 erhielt das Potsdamer Stadtschloss nach Plänen von Georg Wenceslaus von Knobelsdorff seine endgültige äußere Gestalt. Die Innenräume gehörten neben Sanssouci und Charlottenburg zu den Höhepunkten des friderizianischen Rokoko. Durch die häufige Anwesenheit der Monarchen vom Großen Kurfürsten bis zu Friedich Wilhelm III. war das Potsdamer Stadtschloss über lange Phasen das Zentrum des Preußischen Staates. Friedrich der Große bewohnte das Stadtschloss in seiner Regierungszeit im Winterhalbjahr. Zwischen 1799 und 1802 ließen Wilhelm III. und Königin Luise einige Räume im Westflügel umgestalten. Sie gehörten „zu dem Besten und Originellsten, was die Wende des 18. Jahrhunderts erzeugt hat.“

Danach wurde das Stadtschloss kaum mehr verändert. Nach 1918 diente es als Museumsschloss, beherbergte die Stadtverordnetenversammlung, Teile der Stadtverwaltung und Dienstwohnungen.

Bei dem Bombenangriff auf Potsdam am 14.04. 1945 brannte das Schloss aus. Sämtliche Planungen danach sahen selbstverständlich einen Wiederaufbau vor, auch die Statik des Gebäudes war intakt geblieben. Diese langjährigen Planungen verschleierten aber nur die grundsätzliche Absicht: sämtliche Erinnerungen an die preußische Geschichte sollten aus der Mitte Potsdams für immer getilgt werden.

1959 fiel der Beschluss im Ost-Berliner Politbüro, das Potsdamer Stadtschloss zu beseitigen und am Ende des Jahres begannen die Sprengungen.

Kurz vor dem barbarischen Akt fasste damalige Schlösserdirektorin Prof. Dr. Margarete Kühn die massiven Proteste so zusammen: „Wenn es wirklich geschieht, dass das Potsdamer Stadtschloss dem Erdboden gleichgemacht wird, so ist eine der schönsten Städte Deutschlands auf immer heillos verarmt, weil ihr geschichtliches und künstlerisches Dasein im Innersten getroffen ist“.

Genau das geschah.

Seitdem herrscht in Potsdams Mitte trostlose Leere.